Trotz der Bye Week liegt für Panthers-Kicker Eddy Piñeiro ein erfreuliches Wochenende hinter sich. Die freie Zeit nutzte er, um bei seiner Familie in Florida zu sein und seinen Vater zu besuchen, der jüngst einen Herzinfarkt erlitt und aufgrund dessen die Reise zum München-Spiel verpasste. "Meinem Vater geht es gut, ich habe ihn bei seinem Arzttermin begleitet", erzählt der Kicker.
Gut, besser, Piñeiro!
Da Piñeiro am Wochenende mit seinen Gedanken woanders war, bekam er überhaupt nicht mit, dass er aufgrund der beiden Fehlschüsse von Ravens-Kicker Justin Tucker zum treffsichersten NFL-Kicker aller Zeiten aufstieg. Abgelenkt durch die gute Genesung seines Vaters habe er es nicht bemerkt, bis ihn einige Freunde auf Posts in den sozialen Medien aufmerksam machten. "Einer meiner Freunde markierte mich in einem Beitrag und ich dachte nur: 'Oh, wow. Dann ist es wohl echt.'"
Als Tucker am Sonntag seine zwei Field Goals gegen die Steelers verfehlte, sank seine Karriere-Trefferquote auf 89,348 Prozent (411 von 460). Mit einer Trefferquote von 89,381 Prozent (101 von 113) steht Piñeiro nun an der Spitze jener Liste.
Für einen Spieler, dessen letzter Schuss den Sieg über die Giants in der Verlängerung im München-Spiel besiegelte, war dies ein ungewöhnlicher Weg, um in der Rangliste aufzusteigen, auch wenn Piñeiro reflektiert genug ist, um die aktuellen Geschehnisse einzuordnen –, auch mit Blick auf die Leistungen von Tucker.
Respekt vor dem "Größten aller Zeiten"
"Ich hätte natürlich am liebsten den Rekord durch einen eigenen Schuss bekommen, anstatt durch den Fehler eines anderen", sagte Piñeiro. "Aber am Ende des Tages ist Justin Tucker der Größte aller Zeiten. Er hat viermal so viele Field Goals geschossen wie ich. Er hat es geschafft, kontinuierlich auf diesem Niveau zu bleiben und wurde sieben mal in den Pro Bowl gewählt. Seine Qualität steht außer Frage."
Klar ist, dass Piñeiros Prozentsatz bei jedem einzelnen Kick stärker schwankt als der von Tucker. Während seiner 13-jährigen Laufbahn in der NFL hat Tucker konstant große Zahlen vorgelegt. In seiner Karriere hat der Ravens-Kicker 61 von 92 Field Goals aus 50 Yards oder mehr verwandelt. Piñeiro hat in seiner Karriere nur 13 solcher Kicks versucht (und dabei 11 getroffen).
Mittlerweile geht Piñeiro in seine dritte Saison bei den Panthers. In dieser Zeit trat er für 77 Field-Goal-Versuche an und verwandelte 70 davon, was eine Treffsicherheit von 90,90 Prozent bedeutet. Obwohl der Kicker zurzeit auf einer Erfolgswelle reitet, weiß er, dass es in der NFL auch ganz schnell ganz anders laufen kann, was er am eigenen Leib erfahren musste.
2019 stellte er sich nach seiner ersten Saison in Chicago die Frage, ob er noch einmal die Chance bekommen würde, Stammspieler bei einem NFL-Team zu werden. In den nächsten beiden Saisons spielte er in insgesamt nur fünf Spielen, bevor eine Verletzung eines Kollegen ihm 2021 die Tür öffnete.
"Ich habe das Gefühl, dass ich nur einen Kick davon entfernt bin, nicht mehr in der NFL zu sein, und das ist die Einstellung, die ich mitbringe", sagte er. "Dieses Jahr war bisher großartig; wir haben sehr hart gearbeitet, um an diesen Punkt zu gelangen. Ich bin also wirklich froh und dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe."
Lob vom Head Coach
Auch Head Coach Dave Canales war voll des Lobes für Piñeiro und nutzte sein entscheidendes Field Goal als positives Beispiel für andere Spieler: "Er kommt jeden Tag zum Training und hat eine Routine entwickelt. Wir verlangen von den Jungs, dass sie im Training auf die Skinnies (schmalere Torpfosten) schießen, Eddy trifft dabei wirklich gut. Der Sieg in Deutschland hängt mit dieser Routine zusammen. Je größer die Momente, desto kleiner der Fokus. Konzentriere dich einfach auf deine Grundlagen und führe sie dann aus. Ich finde es toll, dass Eddy das für uns in Deutschland geschafft hat."
Das 36-Yard-Field Goal, das den Panthern den 20:17-Sieg in München bescherte, war ein ganz besonderes für den Kicker. "Seit ich ein kleines Kind war, wollte ich immer Profifußballer werden, aber der Kick war vor allem für meinen Vater", sagte Piñeiro nach dem Sieg. "Mein Vater hatte die Chance, nach Deutschland zu kommen (und Profi-Fußball zu spielen), aber er hat sie nicht wahrgenommen, weil er mich und meine Schwester hatte. Es war also ein Traum für ihn."