Sie sind in einer Football-Mannschaft selten die ganz großen Stars. Aber die Kicker sind in der NFL oftmals entscheidend, wenn es in engen Spielen um Sieg oder Niederlage geht. Umso besser, wenn dann Verlass auf die Spieler ist, die den Football tatsächlich mit dem Fuß treten.
Die Carolina Panthers konnten in dieser Saison bei ihrem ersten Sieg auf ihren Kicker zählen: Beim 15:13 gegen die Houston Texans erzielte Eddy Piñeiro mit Ablauf der Uhr ein Field Goal aus 23 Yards. Den siegbringenden Kick musste er nach Strafen gegen die Texans zweimal wiederholen – und behielt die Ruhe. Nach dem Spiel bekam er in der Kabine von Head Coach Frank Reich einen Spielball überreicht. Es war zweifelsohne einer der emotionalsten Momente für den Kicker in seiner erst zweiten Saison bei den Panthers.
Aber wer ist der Mann mit dem starken Fuß und den starken Nerven? Hier sind fünf Dinge, die du noch nicht über Eddy Piñeiro wusstest.
- Er ist der erste Spieler nicaraguanischer Abstammung in der NFL
Eddy Piñeiro ist stolz auf seine Herkunft. Sein Vater Eddy Senior kommt aus Kuba, seine Mutter Grace aus Nicaragua. Beide sind unter großen Anstrengungen in die USA gekommen, haben hart gearbeitet und verfolgen immer noch den "amerikanischen Traum". Eddy wird 1995 in Miami – der Heimat der Piñeiros in den Vereinigten Staaten – geboren. Er hat eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Sein Antrieb ist seit jeher: "Ich möchte ihnen ein besseres Leben ermöglichen", sagt er. "Und das schaffe ich am besten als Kicker in der NFL."
Dass ihn das Heimatland seiner Mutter zu einer Besonderheit in der NFL macht, erfährt Piñeiro in seiner Zeit bei den Chicago Bears. Drei Wochen bevor er mit den Bears 2019 in London gegen die Oakland Raiders spielt, findet er heraus, dass er der erste NFL-Spieler nicaraguanischer Abstammung ist. Er schreibt das kurzerhand in einer E-Mail an den Botschafter Nicaraguas in London. Und der besucht das Teamtraining in London und überreicht dem Bears-Kicker eine Glasskulptur. Das Geschenk des Botschafters reicht Piñeiro sofort weiter an seine Mutter. "Der erste Spieler aus Nicaragua zu sein, der in der NFL spielt, ist eine tolle Sache. Wenn ich sehe, was meine Mutter durchgemacht hat, als sie ein Kind war, um in die USA zu kommen, bedeutet es mir sehr viel, ihr das zu geben. Sie hat es verdient."
- Er war ein sehr talentierter Fußballer
Da seine Eltern nicht besonders vermögend sind, ist Eddy schon früh klar, dass er es nur über ein Sport-Stipendium an eine Universität schaffen wird. Er folgt deshalb schon früh dem Vorbild seines Vaters und beginnt mit dem Fußballspielen. Eddy Sr. war einst sogar bei den Fort Lauderdale Strikers in der North American Soccer League aktiv. Sein älterer Sohn entwickelt sich in der Highschool zum vielversprechenden Fußballer. Vier Jahre in Folge wird er als eines der besten Talente in Miami und Umgebung ausgezeichnet. Eher zufällig kommt er zu der Zeit mit Football in Berührung. Sein Trainer empfiehlt ihn der Highschool-Mannschaft, als diese bei den Fußballern einen talentierten Kicker mit entsprechender Schusskraft suchen.
Erst in der Folgezeit entwickelt sich sein Interesse an Football. Piñeiro hat die Schusskraft, arbeitet aber mit verschiedenen Trainern hart an seiner Technik, um mit etablierten Kickern mithalten zu können. Zu dieser Zeit entstehen Videos aus dem Training, in denen er regelmäßig aus mehr als 70 Yards Field Goals erzielt. In einem dieser viralen Videos beträgt die Distanz gar 81 Yards. Sein Talent gepaart mit seinem Fleiß zahlt sich aus: 2016 spielt er seine erste Saison als Kicker an der University of Florida. Insgesamt zwei Spielzeiten ist er für die Florida Gators als Kicker aktiv. Dann versucht er sein Glück in der NFL. Dort stellt er in dieser Saison seinen persönlichen Rekord auf: Im Spiel gegen die Vikings erzielt er ein Field Goal aus 56 Yards. Seine fußballerische Vergangenheit zeigt aber deutlich: Eddy Piñeiro hat noch mehr Potential im Fuß.
- Die Panthers sind schon sein sechstes Team in der NFL
Obwohl er erst 28 Jahre alt ist, hat Eddy Piñeiro schon diverse Teams in der NFL gehabt – wenn auch manche nur für kurze Zeit. Zunächst schließt er sich 2018 als ungedrafteter Free Agent den Oakland Raiders an, ist aber die komplette Saison wegen einer Leistenverletzung nicht aktiv. 2019 geht er zu den Chicago Bears und schafft den Sprung ins finale Team. Gleich im ersten Spiel gegen die Green Bay Packers gelingt ihm das erste Field Goal in der NFL, in seinem zweiten Spiel ist sein erfolgreicher Versuch aus 53 Yards spielentscheidend gegen die Denver Broncos. Piñeiro wird zum NFC Special Teams Player of the Week gekürt. Am Ende der Saison verwandelt er 23 von 28 Field Goals und soll auch 2020 trotz neuer Konkurrenz wieder der Kicker der Bears sein. Allerdings zwingt ihn wieder eine Leistenverletzung eine ganze Saison lang zum Zuschauen.
Danach hat der Kicker Schwierigkeiten, wieder einen Vertrag in der NFL zu bekommen. Die Indianapolis Colts und die Washington Commanders entlassen ihn bereits nach kurzer Zeit wieder. Erst in der Saison 2021 kommt er zu den New York Jets, für die er acht Spiele macht. Nach seiner Entlassung dort verpflichten ihn schließlich die Carolina Panthers im August 2022. Piñeiro soll der Ersatz für den verletzten Zane Gonzalez werden.
Inzwischen ist er in seiner zweiten Saison bei den Panthers und spielt damit erstmals in seiner NFL-Karriere zwei Spielzeiten in Folge. Ausgestattet ist er seit dieser Saison mit einem Zwei-Jahres-Vertrag. Nach vielen verschiedenen Stationen scheint Piñeiro in Charlotte also eine sportliche Heimat gefunden zu haben.
- Seine erste Saison bei den Panthers war rekordverdächtig
Obwohl er zunächst nur als Ersatzmann zu den Panthers kommt, macht Eddy Piñeiro in seiner ersten Saison einen sehr guten Job. Er absolviert 17 Spiele in der Regular Season für Carolina und verwandelt in diesen 33 von 35 Field Goals. Lediglich drei Kicker in der NFL erzielen in dieser Saison mehr Field Goals. Mit einer Quote von 94,3 Prozent ist er unter den Kickern der NFL mit mindestens 25 Field-Goal-Versuchen in der 2022er Saison auf Anhieb der erfolgreichste. Mit 33 Field Goals ist er in der Panthers-Geschichte der Kicker mit den zweitmeisten erzielten Field Goals in einer einzelnen Saison. Nur John Kasay schaffte 1996 mehr (37).
Bemerkenswert ist, wie Piñeiro mit einem Tiefschlag in seiner Premierensaison im Panthers-Dress umgeht. Am achten Spieltag verpasst er gegen die Atlanta Falcons gleich zweimal ein spielentscheidendes Field Goal. Wenige Wochen später ist er beim Sieg gegen die Seattle Seahawks der umjubelte Spieler, als er mit drei Field Goals und drei Extrapunkten zwölf Zähler zum 30:24-Erfolg der Panthers beisteuert und zum NFC Special Teams Player of the Week gewählt wird. Die letzten 19 Field-Goal-Versuche in der Saison verwandelt Piñeiro allesamt, darunter im letzten Spiel der Regular Season das spielentscheidende Field Goal zum 10:7-Erfolg bei den New Orleans Saints.
- Er ist gemeinsam mit seinem Vater für Zivilcourage von der Polizei geehrt worden
Auf dem Footballfeld gab es inzwischen schon einige Momente, in denen Eddy Piñeiro zum Helden wurde. Der gläubige Christ hat aber auch schon mal im "echten Leben" Heldenmut bewiesen. In Gainesville wird er im Oktober 2017 nachts von den Hilferufen einer Frau geweckt, die Opfer von häuslicher Gewalt durch ihren Freund wird. Der Mann wirft die Frau zu Boden, schlägt sie heftig und würgt sie. Der durch die Hilferufe geweckte Piñeiro sieht das Verbrechen beim Blick nach draußen und zögert keine Sekunde. Gemeinsam mit seinem Vater, der gerade zu Besuch ist, eilt er nach draußen und zieht den Angreifer von der Frau weg, so dass sich diese in Sicherheit bringen kann.
In den Augen der Polizei von Gainesville hat das selbstlose und mutige Handeln der beiden Piñeiros die Frau vor möglichen schweren Verletzungen oder gar dem Tod bewahrt. Der spätere NFL-Kicker verfolgt den Fall zudem noch so lange weiter, bis der Angreifer für seine Taten zu einer Haftstrafe verurteilt wird. Das Gainesville Police Department zeichnet Eddy Piñeiro und seinen Vater deshalb mit dem Police Service Award aus. Und Piñeiro nutzt die Auszeichnung sogleich, um auf seinem Twitter-Account dazu aufzurufen, Frauen respektvoll zu behandeln.